Offene Arbeit:
Offene Arbeit bedeutet, die Kinder können während fester Öffnungszeiten an den Nachmittagen kommen, ohne eine Verpflichtung einzugehen. Sie können die Angebote des Kinderbauernhofes nutzen oder auch einfach nur hier spielen. Die Offene Arbeit ist das Kernstück in diesem Projekt. Der Besuch des Kinderbauernhofes ist für die Kinder kostenlos, denn nur so ist es den meisten Kindern möglich, hierher zu kommen.
Für viele „unserer“ Kinder ist es schwer, Verbindlichkeiten einzugehen. Die offenen, nicht an Gruppen gebundenen Angebote erlauben es ihnen, sich langsam zu nähern, Abstand zu halten, wenn nötig und trotzdem dabei zu sein.
Oft kommt die Kritik, ob die Kinder bei dieser Form von offenen Konzepten überhaupt etwas lernen oder nur von der Straße geholt werden. "Nur von der Straße“ zu sein, ist oft schon ganz viel. Kinder, die nachmittags nicht betreut sind, „hängen“ entweder vor dem Fernseher ab oder „lungern“ irgendwo herum, beides keine sinnvolle und für ein Kind erfüllende Freizeitbeschäftigungen.
Was die Kinder hier auf dem Kinderbauernhof lernen, ist nicht mit Noten zu messen, lässt sich oft nur schwer fassen. Aber wer genauer hinsieht, erkennt welchen Wert es hat, einen Nagel in ein Brett zu schlagen, vor allem wenn es der erste ist. Wer Möhren erntet und isst, die er selber in Frühjahr gesät hat, lernt Nahrungsmittel ganz anders zu schätzten. Und vor allem der regelmäßige Kontakt zu Tieren, ist für viele Kinder das Wichtigste hier auf dem Hof. Der Wunsch nach einem eigenen Tier geht für die wenigsten „unserer“ Kinder in Erfüllung. Hier besteht die Möglichkeit, Tiere immer wieder zu versorgen, zu streicheln und mit ihnen zu spielen. Aber auch die Grenzen der Tiere zu respektieren und zu sehen, es sind eigenständige Lebewesen.
Und wer hier spielt und mitarbeitet, lernt ganz nebenbei, das es normal ist, verschieden zu sein. Toleranz zu üben und gemeinsam Lösungen für die Konflikte zu finden, gehören genauso dazu, wie das Versorgen unserer Tiere oder der Abschluss eines Nachmittages am Lagerfeuer.
Viele der Arbeiten, die die Kinder hier gemeinsam mit den „Bauernhofpädagog*innen“ durchführen, ergeben sich von selber, sind jahreszeitlich bedingt: Im Frühjahr werden die Beete vorbereitet, Kartoffeln gelegt, Möhren und Radieschen gesät. Im Sommer muss das Unkraut im Zaume gehalten werden, die Heuernte eingebracht und vor allem die Erdbeeren müssen gegessen werden! Im Herbst gibt es vieles, was im Frühjahr gepflanzt und den Sommer über gepflegt wurde zu ernten: Kürbisse, Tomaten, Äpfel, Fenchel oder Zuckermais. Die Kartoffelernte ist immer wieder ein Erfolg, es ist wie Schatzsuchen und wird mit einem großen Kartoffelfeuer gefeiert.
Die Annahme des offenen Angebotes ist sehr witterungsabhänging. An manchen Tagen im Winter kommen nur drei Kinder, im Sommer sind es an schönen Tagen auch bis zu 60 Kinder, die das offene Angebot nutzten, viele kommen regelmäßig, einige sogar schon seit einigen Jahren!